Freitag, 9. März 2012

Kachelofen ist nicht gleich Kachelofen

Man sagt Kachelofen, aber meint oft etwas ganz anderes

Besonders in Deutschland wird die Bedeutung des Begriffs "Kachelofen" oft mißbraucht. Hier eine kleine Begriffserklärung.


Auf zahlreichen Foren werden immer wieder Fragen zu Kachelöfen gestellt. Und so kommt es, dass eifrig diskutiert wird und man kommt einfach auf keinen gemeinsamen Nenner, da der eine so vollkommen andere Erfahrungen mit seinem Kachelofen gemacht hat als der Andere.
Bei geneauem Hinterfragen habe ich festgestellt, dass der Begriff Kachelofen sehr häufig falsch verwendet wird. Die Ursache dafür liegt vermutlich in der Geschichte des Kachelofens. Ursprünglöich war ein Kachelofen ein Einzelofen, der innen mit Schamotte ausgebaut war, und außen mit glasierten Kacheln verkleidet wurde. Dieser Ofen hat die Wärme sehr lange angehalten (daher wird er auch oft als Speicherofen bezeichnet) und auch sehr wenig Holz verbraucht. Besonders im Alpenraum war der Kachelofen sehr weit verbreitet.
Durch technische Weiterentwicklungen und vor allem auch durch designorientierte Innenarchitektur im 20 Jahrhundert, war der klassische Kachelofen zunehemnds uninteressant geworden, da er einserseits aus Komfortgründen von den Öl-Zentralheitungen ersetzt wurde. Auch das biedere Design des Kachelofens sorgte zusehends dazu, dass er seltener gebaut wurde.
Eine neue Renaissance erlebte der neue "Kachelofen" in den 80 Jahren. Und genau dort begann auch der begriffliche Kauderwelsch rund um den Kachelofen. Aus Designgründen wichen die Kachelflächen mehr und mehr den verputzen Flächen und auch technisch nahm die Vielfalt gewaltig zu. Leider hat es sich eingebürgert, dass weiterhin nahezu alle mit Holz beheizten  Einzelöfen vereinfacht als "Kachelöfen" bezeichnet wurden. Jedoch hat heute ein verputzer Heizkamin technisch und auch leistungsmäßig nichts mehr von einem klassischen Kachelofen.
Daher ist es hilfreich den Ofen als eine Kombination aus zwei Funktionsteilen zu sehen. Einerseits die Heiztechnik und auf der anderen Seiote der Speicher- und Starhlungsmantel. Diese beiden Funktionsteile bestimmen jeden Ofen.
 
Der ursprüngliche Kachelofen war demnach ein sogenannter Grundofen, oder manchmal auch als Speicherofen bezeichnet, obwohl der Begriff Speicherofen technisch etwas ungenau ist, da er auch wieder einen breiteren Interpretationsspielraum erlaubt. Der Grundofen wird zur Gänze individuell geplantz und gebaut. Als Baumaterial kommt Luxit oder Hafnerschamotte zum Einsatz. Befeuert wird der Grundofen im Zeitbrand. Beim Zeitbrand wird die gesamte Holzmenge für die Nennheizzeit (meist 12 Stunden) auf einmal aufgelegt und verbrannt, danach wird der Brennraum dicht verschlossen und der Grundofen gibt die Wärme aüber die Nennheizzeit langsam an den Wohnraum in Form von Strahlungswärme ab.  
Der Speicher und Strahlungsmantel war beim ursprünglichen Kachelofen aus glasierten Kacheln gefertigt. Daher wäre die korrkete Bezeichnung des ursprünglichen Kachelofens "Kachel-Grundofen".
 
Technisch gibt es daneben noch den Heizkamin, oder oft kurz als Kamin bezeichnet und den "Kachelofen-Einsatz" (wobei dieser Begriff auch wieder zur Verwirrung beiträgt, weshalb ich ihn hier als Einsatz bezeichne).
 
Der Kamin besteht aus einem fertigen Heiztechnik teil und wird im Dauerbrand befeuert. Das bedeutet, dass wenn ich Wärme benötige, muss ich Holz nachlegen. Wenn ich nun den Kamin mit einem Kachelmantel umbaue, dann hätte ich einen Kachel-Kamin.
 
Der Einsatz ist technisch dem Grundofen nachempfunden und wird im Regelfall in einem 4-6 Stunden Intervall befeuert. In der Praxis könnte man als von einem "Zwischending" von Grundofen und Kamin sprechen.
Eine übersichtliche technische Aufgliederung findet man auch unter Kachelofen Technik
 
Da aber aus Designgründen die verputzten Flächen immer mehr geworden sind, hat sich aber leider oft auch die Unart eingebürgert, auch rein verputzte Öfen als Kachelöfen zu bezeichnen. Da aber etwa ein vollverputzter Kamin weder qualitativ noch in seiner Funktion etwas gemein hat leidet natürlich auch das Image des echten Kachelofens sehr darunter. Verstärkt wird dieser Imageschaden dadurch, dass sich Anbieter von qualtativ minderwertigen Öfen diese Verallgemeinerung zunutze machen und ihre Billigöfen auch als Kachelöfen anbieten.
 
Besonders bei den verputzten Öfen kommt erschwerend hinzu, dass man nach Fertigstellung des verputzten Teils als Laie kaum mehr die Chance hat zu prüfen, ob der verputzte Teil entsprechend qualitativ ausgeführt wurde. Daher bleibt nur, im Vorfeld mit dem Ofenbauer genau den Aufbau des Speicher- und Strahlungsmantel zu besprechend. Eine Übersicht der geeigneten Materialien finden Sie unter Speicher- und Strahlungsmantel

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