Mittwoch, 22. Dezember 2010

Vollkeramische Vorfertigungstechnik

Was bedeutet eigentlich der Begriff "Vollkeramische Vorfertigungstechnik"?
Neulich habe ich in einer Regionalzeitung unter dem Titel „Steirer revolutioniert den Kachelofenbau“ von einem jungen aufstrebenden Kachelofenbauer gelesen, dass er den Kachelofen scheinbar neu erfunden hat. Nachdem ich nunmehr seit knapp 20 Jahren in einem renommierten und sehr innovativen Hafnermeisterbetrieb arbeite, hat mich natürlich dieser Artikel sehrt interessiert! Also habe ich den Artikel aufmerksam gelesen und auch die Hintergründe recherchiert, da schließlich das Projekt „vollkeramische Vorfertigung“ auch von der SFG (steirische Wirtschaftsförderung) gefördert worden ist. In diesem Zusammenhang fielen dann noch Begriffe wie etwa „Kachelofen Produzent“ und Ähnliches mehr.

Nun…
Wenn man von einem Kachelofen spricht, meint man in der Regel einen individuell geplanten und gebauten vollkeramischen Speicherofen (Verbrennungsteil wird mit Luxit oder Hafnerschamotte gebaut), dessen Speicher und Strahlungsmantel mit Stegkacheln oder Vollkacheln umbaut ist.
Wenn ich neben oben genannten Artikel dann das Bild eines Putzofens sehe, der mit Überwurfkeramik (dünne glasierte Tonplatten, die aufgeklebt werden) verziert ist, ist das genau genommen eine Farce und treibt vermutlich jedem gelernten Ofenbauer die Schamesröte ins Gesicht, wenn in Zeitungen derartige Widersprüchlichkeiten abgedruckt werden, die dem Leser einen vollkommenen Schwachsinn darbieten und dazu noch schlecht recherchierte Falschinformationen vermitteln.
Wenn ich dann von einer Kachelofenproduktion lese, ist da schon wieder ein gehöriger Widerspruch enthalten, da eine Produktion mit Serienfertigung einhergeht und somit nichts mit einem individuellen klassischen Kachelofen gemein hat. Man vergleiche dazu etwa qualitativ die Bausatz-Kachelöfen von Hark oder Kago mit individuell gefertigten Kachelöfen. Der Unterschied ist etwa vergleichbar mit einem chinesischen Billigauto ohne TÜV Genehmigung und einem Auto, das im europäischen Handel auch verkauft werden darf!

Nun gut…
Sei es, wie es sei… schlechte Recherchen von Reportern, kommen nun einmal in der schnelllebigen Zeit immer öfters vor – leider. Damit muss ich mich wohl oder übel abfinden. Ich finde es nur schade, dass sich Reporter leider allzu oft wie Blogger verhalten und unreflektierte PR Berichte als Tatsachenberichte abdrucken.

Wenn nun aber eine SFG, die letztlich auch mit meinen Steuergeldern Förderungen verteilt, Förderungen für eine „vollkeramische Vorfertigungstechnik“ gewährt, so ärgert mich das! Der Grund, warum mich das ärgert, liegt darin begründet, dass es sich bei besagtem Verfahren um keine „revolutionäre Neuentwicklung“ handelt, sondern vielmehr um eine Vorfertigungstechnik, mit der in der Firma, bei der ich arbeite, bereits in den 90er Jahren gearbeitet worden ist. Jedoch hat die Firmenleitung diese Technik wieder verworfen, da bei dieser Form die Qualität auf der Strecke bleibt und ein solcher „Bausatzofen“ eben nur vergleichbar ist mit einem Kago oder Hark Bausatz und bei Weitem nicht die Qualität und Langlebigkeit eines vor Ort errichteten Kachelofens besitzt.
Schmunzeln musste ich dann doch, da ein ehemaliger Mitarbeiter, der in unserem Haus mit dieser Vorfertigung betraut war, danach für einige Zeit bei diesem „revolutionären Ofenbauer“ beschäftigt war – so ist mir auch klar, wie diese „unglaublich neue Produktionsidee“, die bereits in den 90er Jahren nicht neu war, unter neuem Namen wieder aufgetaucht ist.
Aber es ärgert mich, dass eine SFG bei der Förderungsvergabe ähnlich akribisch recherchiert, wie der oben erwähnte Redakteur!

Bin gespannt, wie es weiter geht…

(Dieser Beitrag gibt ausschließlich meine persönliche Meinung wieder und steht in keinem Zusammenhang zum Unternehmen, bei dem ich beschäftigt bin.)

Samstag, 11. Dezember 2010

Kachelofen Einsatz

Besonders in Deutschland spricht man meistens von einem Kachelofen und meint ofentechnisch einen Einsatzofen. Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass der Begriff "Kachelofen" genau genommen die optische Ummantelung eines Ofens bezeichnet und noch keinen Aufschluss darüber gibt, wie der Ofen technisch aufgebaut ist. Daher beschränke ich mich auch hier auf die technische Beschreibung des Einsatzofens.
(Werkbild Spirit of Fire)
Wie Sie an diesem Bild unschwer erkennen können, hat der Einsatzofen einen fertigen Heiztechnikteil - einen Einsatz - in dem die Verbrennung stattfindet. Der Einsatz kann entweder direkt in den Rauchfang münden, mit einem Metall-Nachheizkasten ausgestattet werden oder auch keramische Züge (Abbildung) aufweisen. Der Nachheizkasten und die keramischen Züge dienen vorrangig der Leistungssteigerung (diese entziehen den Rauchgasen zusätzlich Wärmeenergie, bevor sie in den Rauchfang gelangen), wobei die keramischen Züge den zusätzlichen Vorteil haben, dass Sie mehr Wärme speichern. Ansonsten ist der einzige Wärmespeicher der Speicher- und Strahlungsmantel des Ofens.
Meistens ist die Feuerung der Grundofenfeuerung nachempfunden (Muldenfeuerung). Befeuert wird der Einsatzofen nach Bedarf. Somit kann er im Dauerbrand (wie der Kamin oder Heizkamin) befeuert werden, oder auch im Zeitbrand. Die Befeuerung im Zeitbrand, wie wir es vom Grundofen kennen, macht allerdings nur Sinn, wenn ein entsprechend großer Speicher (keramische Züge und Kachelmantel) vorhanden ist. Üblicherweise wird beim Einsatzofen etwa alle 4 Stunden Holz nachgelegt.

Eine häufige Frage: "Wie unterscheide ich einen Grundofen von einem Einsatzofen?
Antwort: Der Einsatzofen hat meist im oberen Bereich einen Luftauslaß in Form eines Gitters, von wo die Warmluftz in den Wohnraum gelangt. Wenn man dort hinein schaut sieht man meist schon den eisernen Einsatz und, falls vorhanden, einen Nachheizkasten aus Metall.

Vorteil:
•Gibt schneller Wärme ab als der Grundofen

Nachteil:
•Gibt seine Wärme überwiegend in Form von Warmluft ab (Konvektion)
•Höherer Holzverbrauch als der Grundofen
•Häufigeres Aschentleeren als beim Grundofen
•Hält die Wärme nicht so lange an, wie der Grundofen.