Donnerstag, 21. November 2013

Der Schwedenofen – ein Leistungs-Wunderwuzzi??




Im Dickicht der vielen verschiedenen Holzöfen taucht immer wieder der Schwedenofen, oder auch als Kaminofen bezeichnet, auf. Diese Öfen gibt es bereits ab 199,- Euro im Baumarkt. Wenn man sich genauer umsieht, stellt man fest, dass die preisliche Bandbreite dieser Öfen sehr groß ist. Wie gesagt findet man die Billig-Kaminöfen bereits ab 199 Euro im Baumakt und in Fachgeschäften sieht man dann oft Kaminöfen von über 6.000,-. Euro.
Wie kommt es zu so gewaltigen Preisunterschieden bei Kaminöfen? Ist das Abzocke oder tatsächlich erklärbar?
Nun sehen wir uns die Leistungsdaten der Kaminöfen genauer an, kann man auf den ersten Blick von der Leistungsfähigkeit der Billigst-Kaminöfen durchaus beeindruckt sein! Da ist oft die Rede von 9-11- KW Heizleistung und über 80 % Wirkungsgrad. Vergleicht man nur diese Leistungsdaten, so können oft die teuren Kaminöfen nicht damit mithalten.

Die Krux der Leistungsdaten bei Holzöfen!
Ein wenig bekanntes Phänomen bei den Leistungsdaten von Einzelöfen (Kachelöfen, Heizkamine und Kaminöfen) ist die Art der Prüfung! Diese ist natürlich klar gesetzlich geregelt und auch auf die Gefahr hin, dass mich jetzt viele aus der Industrie verfluchen, so muss jetzt auch gesagt werden, dass die Industrie dabei sicherlich ein sehr erfolgreiches Lobbying bei den politischen Entscheidungsträgern betrieben hat, bei der Erarbeitung der Prüfungsrichtlinien! Der Grund für diese nahezu unglaublichen Leistungsdaten liegt nämlich nicht daran, dass etwa diese Kaminöfen derartige Wunderwuzzis sind und einfach eine so unglaublich innovative Verbrennung haben, dass sie deshalb so tolle Werte aufweisen, sondern schlicht am Ablauf der Messungen. Es ist nämlich vorgesehen, dass bei der Messung von Kaminöfen beliebig oft „Vorgeheizt“ werden kann. Das Ergebnis dieser Heizversuche ist, dass man bei der technischen Überprüfung der Kaminöfen einfach den kleinen Schwedenofen ordentlich „Testheizt“ um ihn so richtig auf Betriebstemperatur zu bringen, und wenn er dann so richtig „glüht“ wird die Messung vorgenommen und das Ergebnis ist dann – Nona – beeindruckend: saubere Verbrennung und schier unglaubliche Leistungsdaten!

Leistet ein 199,- Euro Billigist-Schwedenofen auf Dauer 9 KW!
Im täglichen Beratungsgespräch mit Kachelofeninteressenten kommt immer wieder das Thema der KW-Zahlen ins Spiel. Dabei wird oft den Interessenten die KW-Leistung des Ofens als der aussagekräftigste Qualitätsvergleichsparameter verkauft. Diese unreflektierte Bewertung der Wertigkeit eines Ofens anhand dieser Zahl ist natürlich völliger Unsinn!

Hier ein kleines Rechenbeispiel zur Verdeutlichung:
Ein Speicherofen (der im Zeitbrand befeuert wird) mit 4 KW Heizleistung bei einer Nennheizzeit von 11 Stunden hat etwa 13 kg Holz als Auflagemenge.
Nehmen wir nun zum Vergleich einen kleinen Kaminofen mit 9 KW Heizleistung. Hier muss ich stündlich 3,5 kg Holz nachlegen, damit dieser Kaminofen 9 KW Heizleistung erbringt.

Ich möchte allerdings an dieser Stelle dezidiert jeden Kaminofenbesitzer, der einen Billig-Kaminofen besitzt, abraten diesen Leistungstest zuhause zu machen, da wenn sie diesen Leistungstest einen Tag lang machen, rufen sie am besten nach 2-3 Stunden sicherheitshalber schon einmal die Feuerwehr, da der Kaminofen das nicht überleben kann! Die rechnerische Erläuterung folgt in Kürze!

Nun wissen wir, dass 1 kg Holz etwa 4 KW Energie besitzt. Dieser Wert variiert je nach Holzart und Trockenheit etwas, aber 4 KW ist ein guter Richtwert.

Berechnung 4 KW Speicherofen:
Also lege ich beim Speicherofen 13 kg Holz rein, das entspricht 52 KW Energie, die der Ofen über die Nennheizzeit von 11 Stunden an den Raum abgibt. Also erhalte ich von diesem 4-KW-Speicherofen stündlich 4 KW (52 KW Holzleistung -13 x 4 - reduziert um den Wirkungsgrad von 85 % ergibt 44,2KW effektiver Heizleistung, geteilt durch 11 Stunden Nennheizzeit ergibt gerundet 4 KW pro Stunde) milder angenehmer Strahlungswärme.

Berechnung 9 KW Kaminofen:
Bei einem 9-KW-Kaminofen beträgt die stündliche Auflagemenge etwa 3,5 kg Holz. Um eine Vergleichbarkeit zu erhalten, machen wir diese Berechnung ebenfalls auf die Nennheizzeit des Speicherofens. Das ergibt 38,5 kg (11x3,5kg) Holz. Also würde ich in diesen Ofen 154 KW Energie stecken, was reduziert um den „geprüften Wirkungsgrad“ von etwa 80 % rund 123 KW Wärmeenergie freisetzen würde!

Sehen sie nun die Problematik dieser Leistungsvergleiche als Wertigkeitsparameter?
Erstens würde ihnen vermutlich der Billig-Kaminofen um die Ohren fliegen oder im wahrsten Sinne des Wortes dahinschmelzen, wenn sie über einen längeren Zeitraum oder gar einen ganzen Tag lang 9 KW aus dem Ofen herausholen wollten. Zudem würden sie eine Energiemenge freisetzen, die eher dazu gedacht wäre eine Sporthalle zu beheizen, als einen Wohnraum.

Zweites soll ihnen dieses Beispiel zeigen, dass ein Vergleich der Leistungsdaten nichts bringt, da es bei der Beheizung von Wohnräumen um Behaglichkeit geht und nicht um Leistungsangaben. Letztlich bekomme ich, reduziert um den Wirkungsgrad, diese Wärme aus einem Ofen, die ich zuvor in Form von Holz eingelegt habe!

Wie vergleiche ich nun Kaminöfen?
Stellt man allerdings einen 199,-Euro Baumarkt Kaminofen neben einen qualitativ hochwertigen Dauerbrandofen, so kann selbst der Laie den Unterschied erkennen. Es sind die Materialien und die qualitative Ausführung, die den Unterschied machen. Und dabei geht es dann letztlich auch um die Langlebigkeit, da, wie bereits bei der Berechnung gezeigt, ein Brennelement eines Billig-Kaminofens qualitativ nicht in der Lage ist über viele Jahre auch nur annähernd seine angegebene Höchstleistung über längere Zeiträume zu geben.

Auf jeden Fall vergleichen sie bitte NICHT nur die KW-Angaben, da diese absolut kein geeignetes Vergleichsmittel darstellen!
Duo Heat Heizkamin von Spirit of  Fire


Zugegeben, der abgebildete Ofen, der „Duo Heat“ von Spiritof Fire ist natürlich qualitativ kein wirklich fairer Vergleich mit einem Billigst-Kaminofen aus dem Baumarkt, aber der Duo Heat befindet sich preislich im unteren Mittelfeld der hochwertigen Schwedenöfen, wenngleich der Duo Heat nicht gerne als Kaminofen bezeichnet wird, da sein Brennelement einem vollwertigen Heizkamin entspricht und auch die übrigen verwendeten Materialien besonders hochwertig ausgeführt sind. Zudem verfügt der Duo Heat über einen zusätzlichen Speichermantel, der dafür sorgt, dass der Ofen nicht sofort kalt ist, nachdem das Feuer aus ist.